Die Einteilung der Pflegegrade und die erforderlichen Voraussetzungen werden den meisten Betroffenen durch ein Beratungsgespräch über die Pflegeversicherung mitgeteilt. Spätestens nach der Bewertung des Pflegebedürftigen stellt sich jedoch die Frage, auf welcher Basis der zeitliche Aufwand berechnet wird. Sowohl bei der stationären als auch bei häuslicher Pflege ist die Zeit, die für die Pflegemaßnahmen in Anspruch genommen wird, trotz neuer Pflegegrade unklar definiert. Die Hochschule in Vallendar befasst sich mit philosophisch-theologischen Zusammenhängen und hat sich genauer mit dem Zeitaufwand der Pflegekräfte und den dazugehörigen Pflegegraden auseinandergesetzt. Ein neueres Studienergebnis brachte hervor, dass es unabhängig vom Pflegegrad zu unterschiedlichen Pflegezeiten kommt, in Pflege- und Seniorenheimen ist es somit nicht möglich, einen exakten Zeitrahmen für die Pflege zu bemessen.
Die Aufteilung der Pflegezeiten nach Tarif der Pflegeversicherung
Der vorliegende Pflegegrad ist in seiner Einstufung nicht in allen Fällen gleichbedeutend mit einer längeren oder kürzeren Pflegezeit. So wird die Grundpflege für Personen mit Pflegegrad 1 in den Tarifen von Pflegeversicherungen beginnend mit 27 Minuten bewertet und kann je nach Bedarf bis zu 60 Minuten andauern. Zum Vergleich – der zeitliche Rahmen im Pflegegrad 5 sieht eine Pflegezeit von 24 Minuten bis hin zu 279 Minuten pro Patienten vor.
Auf dieser Basis ist der Personaleinsatz vor allen in stationären Pflegeeinrichtungen nicht effizient im Sinne der Betroffenen planbar. Dabei sollte ein Fakt nicht vergessen werden, das sind die Kosten für das Pflegepersonal, die bei der Heimunterbringung den größten Kostenanteil einnehmen. Demzufolge werden in erster Linie bei der Bereitstellung von Personal Einsparungen vorgenommen, welche sich sowohl auf die Heimbewohner als auch für das Pflegepersonal nachteilig auswirken.
Die Folgen sind oft nur in den stationären Einrichtungen durch Nachfragen zu ermitteln. In der Regel klagen Pflegekräfte über eine kontinuierliche Unterbesetzung in allen Bereichen, was zwangsläufig zu einer Überbelastung des Personals führt. Dem eigentlich zeitlich erforderlichen Pflegeaufwand ist nicht nachzukommen, was zu Lasten der pflegebedürftigen Menschen geht und ebenfalls die Pflegekräfte stark belastet, die zu großen Teilen ihren Auftrag der optimalen Pflege erfüllen wollen.
Politik und Kostenträger bestimmen den Bedarf
Die Bemessung des Personalschlüssels in einem Pflegeheim wird durch die Landesregierung je nach Bundesland vorgegeben sowie durch den zuständigen Kostenträger der gesetzlichen oder privaten Pflegeversicherung. Der tatsächliche Bedarf an Leistungen spielt bei der Berechnung von Personalaufwand eine untergeordnete Rolle, weshalb eine transparente Bewertung nicht möglich ist. An oberster Stelle steht der Kostenfaktor von Alten- und Pflegeheimen, dabei wird je nach Einrichtung und Bundesland ein Wert für einen Pflegeplatz festgelegt.
Aus diesem Grund gehört der Personalmangel in nahezu allen Pflegeeinrichtungen zum Alltag, denn oberstes Ziel ist es, im Idealfall einen Überschuss zu erzielen, was zwangsläufig zu einer zielführenden Personalverknappung führt.
Die Folgen von Fachkräftemangel und Budgetlimits
Der Tagesablauf einer Pflegekraft ist in vielen Fällen von Überlastung geprägt, da die meisten Einrichtungen ihren Mitarbeitern zu viele Pflegebedürftige zuteilen. Um den tatsächlichen Bedürfnissen der Heimbewohner gerecht werden zu können, bedarf es zumeist vor allem mehr Personal. In der Tagschicht sind Pflegekräfte im Schnitt mit 12 bis 13 Bewohnern beschäftigt, was es unmöglich macht, den laut Tarif verlangten Pflegezeiten gerecht zu werden.
Insbesondere bei Nachtschichten ist es schier unmöglich, eine adäquate Versorgung zu gewährleisten. Mit der Betreuung von bis zu 60 Pflegebedürftigen ist eine einzelne Pflegekraft schlichtweg überfordert, zumal auch an Demenz erkrankte Bewohner dazugehören.
Die meisten Pflegekräfte sind mit dem Herzen bei der Arbeit und haben sich bewusst für diesen Berufszweig entschieden. Den persönlichen Vorstellungen gerecht zu werden ist bei den aktuellen Voraussetzungen kaum möglich, die Folge sind Überlastungen, die bis hin zum Burn-out führen. Nicht umsonst nimmt die Zahl der Berufsaussteiger, die sich anderweitig orientieren, dramatisch zu.
Entlastung durch alternative Versorgungskonzepte
Aufgrund des zunehmenden Bedarfs an Pflegeplätzen sowie Personal ist es kaum vorstellbar, dass sich in absehbarer Zeit etwas in der deutschen Pflegepolitik ändern wird. Die aktuell beste Pflegealternative zur stationären Unterbringung ist die häusliche Pflege. In der gewohnten Umgebung leben zu können und die Familie um sich zu haben, ist für die meisten Pflegebedürftigen die beste Lösung.
Individuelle Betreuungskonzepte im Einklang mit Pflegesachleistungen für die optimale Versorgung in den eigenen vier Wänden, der Entlastungsbetrag und die Kurzzeitpflege machen es möglich, ein pflegebedürftiges Familienmitglied zu Hause zu pflegen.
Dadurch werden die begrenzten Kapazitäten in Pflegeheimen weniger beansprucht und das Personal kann sich zielgerichtet, um Pflegebedürftige kümmern bei denen, ohne Heimunterbringung die Betreuung nicht durch private Pfleger aufzufangen wäre.
Vorteil: Pflegebedürftige im häuslichen Umfeld
Für die meisten Senioren, deren Pflegebedarf im Rahmen der häuslichen Pflege zu gewährleisten ist, ziehen es vor, zu Hause zu bleiben. Alterstypische Erkrankungen sowie gesundheitsbedingte Beeinträchtigungen sind bis zu einem gewissen Grad in heimischen Gefilden zu pflegen. In einem gewissen Rahmen ist es sogar möglich, chronische Erkrankungen sowie an Demenz leidenden Pflegebedürftigen, zu Hause eine kompetente Pflege zu gewährleisten.
Mit Hilfe von ambulanten Dienstleistern ist selbst eine ganztägige Versorgung möglich – das kommt freilich auf den individuellen Pflegefall an und inwieweit eine Pflege durch Familienangehörige und professionellen Pflegekräften kombinierbar ist. In jedem Fall kann die lange Wartezeit überbrückt werden, bevor es überhaupt einen Zuschlag für den Platz in einer stationären Pflegeeinrichtung gibt. Das Pflegemodell aus häuslicher Pflege durch Angehörige, Bekannte und Freunde in Kombination mit ambulanten Pflegekräften sorgt für Entlastung im stationären Pflegebereich und ist oftmals im Sinne der pflegebedürftigen Person.