Als Angehöriger kann es durchaus schwerfallen, einen Ruheständler aus dem engsten Familienkreis mit sich verändernden Verhaltensmustern wahrzunehmen. Der einst humorvolle und liebenswürdige Mensch neigt auf einmal zur plötzlichen Stimmungsschwankungen, ohne das ein konkreter Auslöser vorhanden ist. Das ist bei Menschen mit zunehmendem Lebensalter, allerdings ein normaler Prozess. Aggressives Verhalten ist hierbei nicht selten, der friedfertige Mensch von früher regt sich über scheinbar belanglose Dinge auf und wird dabei regelrecht ungehalten. Dazu kommen gerade bei alleinstehenden Senioren depressive Abschnitte, die durch fehlende soziale Kontakte bestärkt werden. Die Ursachen für Verhaltensveränderungen bei Senioren sind oft individuell und daher nicht einfach zu erkennen. Krankheiten wie Demenz oder fehlende soziale Kontakte, vieles kann für Aggressionen sorgen. Unsere Redaktion hat sich daher genauer mit dem Thema auseinandergesetzt und in diesem Beitrag auf den Punkt gebracht.

Verhaltensänderungen bei Senioren

Was einmal war, wird gern wieder hervorgeholt, um aus eigentlich längst geklärten Tatsachen eine neue Streitigkeit zu kreieren. Diese Verhaltensänderungen tragen dazu bei, dass sich einzelne Familienmitglieder sogar abkapseln, da sie nicht verstehen, was mit dem „Altenkreis“ eigentlich los ist. Es wir schnell zur Belastung, wenn immer wieder aus Nichtigkeiten, worüber vor Jahren gelacht wurde, ein regelrechter Zwiespalt entsteht. Als Angehöriger ist es schwierig, damit umzugehen, denn das Wesen von einst, mit einem rücksichtsvollen Gemüt scheint es nicht mehr in allen Situationen zu geben. Kleinigkeiten können das Fass zum Überlaufen bringen.

Diese Auseinandersetzungen sind ebenfalls für Senioren belastend, die oftmals erst später realisieren, dass das Temperament mit einem durch gegangen ist, wo die eigene Wahrnehmung vor Jahren von sich aus, keine Eskalation zugelassen hätte. Die Feststellung von Wesensveränderung verlangt nach viel Sensibilität von allen Beteiligten, um dem geliebten Familienmitglied bei impulsiven Überreaktionen zu helfen und nicht vor dem ungewohnten Verhalten zu fliehen.

Die Ursachenforschung ist nicht leicht

Wer viel zuhause Trübsal bläst, ist prinzipiell als älterer Mensch anfälliger für aggressives Verhalten. Es kann sich auch nur um schlechte Laune handeln oder schlichtweg ein Hilferuf nach Aufmerksamkeit. Jedoch sind grundlose Anfeindungen und fast schon bösartige Verhaltensänderungen nicht immer nur als abweichendes Verhalten einzustufen. Ein herausforderndes Aggressionspotenzial mit einem überspitzten Misstrauen in übermäßiger Häufigkeit und bei starker Ausprägung auch körperliche oder psychische Ursachen haben.

Allen voran ist hierbei die Demenz zu erwähnen, die meist schleichend einsetzt und gerade im Alter oft viel zu spät diagnostiziert wird. Vor allem, wenn sich das Verhalten relativ schnell merklich verändert, dann ist eine Demenz sehr wahrscheinlich. An anderen Tagen kann es wieder halbwegs normal laufen, der Prozess ist wie bereits erwähnt schleichend und daher gerade bei Senioren schwer festzumachen. Erkrankungen am Hirn oder Tumore können ebenfalls Auslöser für unerklärliche Wesensveränderungen sein. Am Ende kann in solchen Fällen nur eine fachärztliche Beratung zur Aufklärung beitragen.

Eifersucht und Schamgefühl

Die soziale Komponente spielt meist eine tragende Rolle, wenn es um aggressives Verhalten bei Senioren geht. Als Alleinlebende ist der Lebensumstand grundsätzlich bei den meisten nicht zufriedenstellend. Im Kopf sitzen Gedanken der Vernachlässigung durch die eigene Familie. Das ist im Übrigen das größte Konfliktpotenzial überhaupt. Denn Senioren neigen zu einem übertriebenen Schamgefühl, was bedeutet, sie werden nur selten mit der Wahrheit rausrücken, was sie tatsächlich bedrückt. Erst recht nicht, wenn es die Einsamkeit betrifft.

Einem Familienangehörigen damit zu konfrontieren, wo gerade die Freude überwiegt, diesen zu sehen, ist so gut wie ausgeschlossen. Diese Gefühle entladen sich daher in emotionale Ausbrüche, die in belanglosen Gesprächen zu einem Streit führen können. Das Ganze potenziert sich zusätzlich, wenn der Körper im Alter nicht mehr so möchte, wie der Kopf will. Viele Senioren sind geistig topfit und kommen schlichtweg nicht mit der Situation klar auf andere angewiesen zu sein. Das kann durchaus von außen betrachtet zu irrationalen Handlungen führen, die jüngere Menschen nicht verstehen können. Darüber hinaus trauern viele über Jahre hinweg.

Brüder, Schwestern, Eltern und Freundschaften, die einen ein Leben lang begleitet haben, sind plötzlich nicht mehr da. Das im Alter zu verarbeiten, wenn es keine neuen Ziele im Leben mehr gibt, ist verdammt schwer. Im Grunde trauern die meisten über viele Jahre bis ins Sterbebett, denn die Verluste eines ganzen Lebens zu verarbeiten, das gelingt den wenigsten in Einsamkeit. Dass sich Senioren nach vielen Schicksalsschlägen falsch verstanden fühlen und ihre Wut vor Trauer durch verbale Auseinandersetzungen versuchen zu verarbeiten, ist ein Prozess, den Angehörige lernen müssen, um den Zorn im Alter richtig zu verstehen.

Mit Verständnis Konflikte vermeiden

Kommt es zu einem Konflikt, dann sollten Familienangehörige erst einmal tief durchatmen. Sich daran zu erinnern, dass die Aggression sich eigentlich nicht gegen eine Person richtet, ist der erste Weg zu Besserung. Auch wenn es schwer ist, es hilft. Es ist, wichtig keine Emotionen zu zeigen, um die Erregung des Senioren nicht zu verstärken und dadurch die Situation eskalieren lassen. Auch die Tonart ist entscheidend, mit einer beruhigenden Stimme lässt sich mehr erreichen, als wenn aufbrausend reagiert wird.
Zuhören ist ein probates Mittel. Die Gefühle des älteren Menschen anhören, um zu verstehen, woher das aggressive Verhalten eigentlich kommt. Klar, es wird nicht immer möglich sein, den Auslöser zu erkennen, hier hilft am Ende nur eins, den Senioren ablenken. Es ist meist wohlbekannt, über was gern gesprochen wird oder welche Erinnerungen die Gesprächspartner teilen. Eine kleine Spitze in die richtige Richtung kann die Situation sofort entschärfen.

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